Ein Tag bei Familie Negidius

Kurz vor Ferienbeginn am Ende des Schuljahres 2024/25 besuchte die 6. Klasse mit ihrer Geschichtslehrerin Frau Bayerschmidt und ihrem Klassenlehrer Herrn von Rhein eine altrömische Familie. Eine echte römische Familie der Antike? Ja, denn ihr Haus, das eigentlich in der süditalienischen Stadt Pompeji steht und 79 n. Chr. vom Ascheregen des Vesuvs verschüttet wurde, hat ein bayerischer König vor ca. 180 Jahren nach Aschaffenburg transferiert, das heißt: nachbauen lassen – nicht in jeder Hinsicht originalgetreu, aber doch so, dass man sich Wohnsituation und Lebensweise einer wohlhabenden römischen Familie gut vorstellen kann.

Die Schülerinnen und Schüler erfuhren so überraschende Details des römischen Alltags, z. B. dass auch reiche Römer keineswegs jeden Tag auf ihren Klinen zu Tisch lagen, sondern dieses Möbelstück und der dazu gehörende Raum, das Triclinium, nur für aufwändige Gastmäler vorgesehen war. Meist aß man im alten Rom Fast Food an der Straßenecke. Auch die etwas unappetitlich anmutende Herstellung von Garum, einer fermentierten Fischsauce, wurde der Klasse erklärt. Bei Gastmählern, die auch zum Austausch wichtiger geschäftlicher Informationen und für Klatsch und Tratsch genutzt wurden, warfen viele Römer Essensreste tatsächlich achtlos auf den Boden. – Und wer machte nachher alles sauber? Richtig: die mit im Haus wohnenden Sklaven, die auch sonst alle Dienste verrichteten.

Naja, so blieb am Ende der Führung noch die Frage: Womit verdiente das Familienoberhaupt, der „pater familias“ das ganze Geld, um den luxuriösen Haushalt zu finanzieren. Deshalb warfen die Schülerinnen und Schüler noch einen Blick in das Büro des Familienvaters, wo prächtige Wandgemälde seine Klienten beeindruckten. Klienten waren Leute, die der Familienvater als Jurist oder Politiker gegen Entgelt in Rechtsstreitigkeiten oder finanziellen Nöten unterstützte.

Wer das echte Haus der Familie Negidius sehen will, muss allerdings doch die weite Reise nach Pompeji antreten. Dort steht es, das Haus, das heute „Casa die Dioscuri“ genannt wird.

15.09.2025
Christian von Rhein